Zehn Jahre in der International Humanitarian Fact Finding Commission (IHFFC)
2007 wurde ich in die Kommission gewählt und 2012 nach meiner Wiederwahl intern zur Präsidentin der Kommission. Ich war die erste Nichtjuristin und die erste Frau im Präsidium. Als Präsidentin arbeitete ich mit einem Büro, das aus vier Vizepräsidenten besteht. In der Sicht der Kommission sollten die vier Vizepräsidenten aus verschiedenen Regionen der Welt kommen und verschiedene Berufsgruppen repräsentieren. In meinem ersten Büro standen mir zur Seite: ein Engländer, Jurist des britischen Militärs und Professor für humanitäres Völkerrecht in Cambridge; ein Emirati, Jurist, Richter und Professor an der Uni in Dubai; ein Uruguayer, Jurist der Flugwaffe; ein Japaner, Professor für Völkerrecht aus Tokyo.
Überalterung gebremst
Da ich selber keine Einführung von meinem Vorgänger erhalten hatte, setzte ich mich dafür ein, dass ein «President-elect» schon zwei Jahre vor den Neuwahlen designiert würde, um so eine gewisse Kontinuität im Büro zu garantieren und den designierten Präsidenten in die Arbeit einzuführen. Mein Vorschlag wurde nach langen Diskussionen angenommen; und so wurde 2015 der deutsche Jurist Thilo Marauhn zum «First Vice President» gewählt. Es war für mich auch von Anfang an klar gewesen, dass ich 2017 aus der Kommission ausscheiden würde, da ich während meiner Amtszeit immer wieder darauf hingewiesen hatte, dass wir überaltert seien und man eine Alterslimite respektieren sollte. Meine penetranten Bemerkungen hatten Erfolg, so dass für die Kommissionswahlen im Dezember 2016 die neun ältesten Mitglieder (inklusive mir) zurücktraten; es konnte also der Kommission ein jüngeres Gesicht mit Repräsentanten aus verschiedenen Berufen gegeben werden.
Schwarzafrika und Russland nicht vertreten
Leider konnte ich es nicht erreichen, der Kommission durch die Wahl eines Vertreters aus Schwarzafrika eine noch globalere Repräsentation zu geben. Obwohl drei qualifizierte Kandidaten aus Westafrika zur Wahl standen, wurde keiner gewählt, ebenso wenig wie der russische Kandidat.
Heute verfügt die Kommission über neun europäische Mitglieder, zwei Lateinamerikaner (Chile und Argentinien), zwei aus der Golfregion, einen Japaner und einen Algerier, d.h., mehr als die Hälfte der Mitglieder sind europäisch geprägt. Immerhin gibt es nun neben Juristen verschiedenster Spezialisierung drei Mediziner, einen Epidemiologen und zwei Diplomaten. Diese Diversifizierung wird die vorher ausschliesslich juristischen, häufig spitzfindigen Diskussionen zu mehr Praxisorientierung führen. Durch Fact Finding den Schutz von vulnerablen Gruppen zu verbessern, indem die Genfer Konventionen (das «Kriegsrecht») besser respektiert werden, ist ja etwas eminent Praktisches.
Ich werde nicht über meine vielen Aktivitäten, die ich während der fünf Jahre für die Kommission gehabt habe, berichten; bei Interesse kann dies auf der Website der Kommission (www.ihffc.org) abgefragt werden.